KommuNAH im Herschelbad: Erhaltenswürdigkeit vs. ökonomische Verantwortung

zurück

Der Arbeitskreis Kritisches Engagement in der Politik (KEP) besuchte am 20.09.2018 das Herschelbad in Mannheim. Die Wirtschaftsjunioren hatten jedoch nicht die Absicht zu schwimmen, vielmehr stand die Frage nach ökonomischem Sachverstand in der Kommunalpolitik im Vordergrund.

Das Herschelbad steht seit langem in der kommunalpolitischen Diskussion. Erhaltenswürdigkeit und ökonomische Verantwortung stehen in einem Spannungsfeld.

Die Wirtschafsjunioren zeigten sich bereits beim Betreten der Eingangshalle beeindruckt. Das Bad ist gekennzeichnet von einer besonders schönen Architektur und einem einzigartigen Charme. Bei der Führung durch den öffentlichen Teil des Bades zeigte sich das Bauwerk von seiner besten Seite. Ausführlich wurden die Schwimmbecken (Frauen-, Männer- und Volksbad) und sonstigen Einrichtungen besichtigt. Dabei wurden den Wirtschafsjunioren auch die Wannenbäder gezeigt. Die Wannenbäder werden noch heute von karitativen Einrichtungen genutzt. Sie bieten Bedürftigen die Möglichkeit zur Köperhygiene.

Der Betriebsleiter des Bades brachte die Teilnehmer auch in die verborgenen Kellerräume. Schnell war ohne bautechnischen Sachverstand zu erkennen, dass ein erheblicher Sanierungsbedarf besteht. An vielen Stellen sind aus Gründen der Statik Sprieße aufgestellt. Das Gebäude und die technischen Einrichtungen wirkten derart morbid, dass sich die Frage aufdrängte, ob und ggf. mit welchem finanziellen Aufwand eine Sanierung durchführbar ist.

Mit diesen Eindrücken gerüstet, wurde im Anschluss an die Besichtigung die Diskussion mit dem Stadtrat Herrn Probst und dem JCI Senator Herrn Dr. Steitz eröffnet. Auch wenn das Herschelbad das bestimmende Thema war, sollte sich die Diskussion darin nicht erschöpfen. Insbesondere wurden kommunalpolitische Entscheidungsprozesse, der Einfluss einzelner Akteure in der Politik, der Einfluss der Verwaltung aber auch die Belange der Stadtbevölkerung beleuchtet.

Schnell zeigte sich an dem komplexen Beispiel des Herschelbades, wie unterschiedlich die Interessenlage bei den Stakeholdern ist. Die Spannweite geht vom Erhalt des Herschelbades um jeden Preis bis hin zur unausweichlichen Stilllegung des Betriebs und Umnutzung des Gebäudes.

Eine spannende aber auch ernüchternde und für einzelne Teilnehmer unbefriedigende Diskussion fand am späten Abend ihr Ende. Die Wirtschaftsjunioren waren nicht im dem Anspruch angetreten eine schnelle Lösung zu finden, dies wird wohl auch niemandem gelingen. Unausweichlich wird es eine Entscheidung geben müssen, der Betrieb des Bades wird sich unter den gegeben Umständen nicht dauerhaft aufrechterhalten lassen. Eine faire, ergebnisoffene und nicht von parteiinteressen geprägte Lösung hat dieses, ohne jeden Zweifel beeindruckende, Bauwerk verdient.

Ein Beitrag von Jean-Claude Möllmann. Fotos von Berit Moßbrugger.