Wir reden KLARTEXT „USA und China im globalen Schachspiel: Wird die deutsche Wirtschaft schachmatt gesetzt.“

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Rund 120 interessierte Zuhörer zählte die diesjährige Paneldiskussion „Klartext“ der Wirtschaftsjunioren am 22. November im Auditorium der Dualen Hochschule Baden-Württemberg. Prof. Manuel Vermeer und Dr. Konstantinos Tsetsos präsentierten ihre Sicht auf eine zunehmend von China dominierte Weltordnung.

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Videozusammenfassung des Veranstaltung

Dem globalen Schachspiel der Gegenspieler China und USA widmeten sich die Wirtschaftsjunioren in der diesjährigen „Klartext“-Veranstaltung. China- und Indienexperte Professor Manuel Vermeer vom Ostasieninstitut in Ludwigshafen brachte den aufmerksamen Gästen die Perspektive der Chinesen näher. Chinas Machtanspruch und auch die Vehemenz, mit der es diesen umsetzen möchte, sei demnach gestiegen.

Sicherheitsexperte Dr. Konstantinos Tsetsos von der Universität der Bundeswehr in München fürchtet in diesem Zusammenhang die Zunahme hybrider Kriege. Denn die Kriegsführung habe sich gewandelt. Vormals seien Kriege physisch geprägt gewesen. Armeen bewegten sich noch in Formationen auf dem Schlachtfeld, später verschafften sich Kriegsgegner mit Feuerkraft einen Vorteil gegenüber dem Feind, anschließend entstand in einer dritten Entwicklungsstufe der Bewegungskrieg. Militärstrategen versuchten in einer vierten Stufe, den Feind auch psychologisch in die Knie zu zwingen.

Politikwissenschaftler Tsetsos zeigte sich besorgt, dass wir nun fortschreiten zur fünften Generation kriegerischer Aktivität. Der Angreifer bleibe unsichtbar. IT-Angriffe auf Staaten und Unternehmen, durch Hacker verübt, könnten wir meist gar nicht mehr zuordnen. Das sogenannte Attributionsproblem. Die sinngemäße Empfehlung an Unternehmer:innen: Seien sie vor der Welle und schützen sie sich vor Cyberattacken.

Das Veranstaltungsmotto „Klartext“ nahmen beide Redner wörtlich. Sicherheitsberater Tsetsos führte im Stakkato durch globale Krisenszenarien. Das Publikum schaute, ob seiner „Schauermärchen“ ernüchtert von den Bänken. Auch Asienexperte Vermeer sah seine Aufgabe nicht darin gute Laune zu verbreiten. Die westliche Arroganz werde von den asiatischen und afrikanischen Ländern heute nicht mehr akzeptiert, mahnte der vielgereiste Experte. Während China in Afrika Straßen baue, halte der Westen erstmal Vorträge.

Die Entwicklungen rütteln wach. Die neue Seidenstraßeninitiative schreitet stetig voran. Einst trug die Ost-West-Handelsroute für Seide und Gewürze diesen wohlklingenden Namen. Heute verbirgt sich hinter dem Namen ein machtvolles Investitionsprojekt in globale Infrastruktur. Häfen, Straßen, Kraftwerke: Eine Billion US-Dollar lässt sich das Reich der Mitte die Einkaufstour kosten.

Autor Vermeer rief den Zuschauern in Erinnerung, wen das Wirtschaftsmagazin „The Economist“ bereits im Jahr 2017 zur mächtigsten Person der Welt gekürt hat: Chinas Staatsoberhaupt Xi Jinping. Zur Wahrheit gehört dabei auch, welches Land dasselbe Magazin als gefährlichsten Ort der Erde wählte: Das vom übermächtigen Nachbarn bedrohte Taiwan.

Wirtschaftsjuniorin Helya Masoud führte durch den Abend, hakte nach bei den Experten und integrierte zum Schluss auch das Publikum in die Podiumsdiskussion. Die gutbesuchte Veranstaltung wurde von der Mannheimer Wirtschaftskanzlei Rittershaus und dem Freundeskreis 58 gefördert.

Autor: Kai von Linden

Bilder: Flügelmann GmbH