Wie blicken junge Berufseinsteiger heute auf die Arbeitswelt? Welchen Stellenwert haben Geld & Karriere für die Generation Z? Auf der Podiumsdiskussion NEUDENKEN der Wirtschaftsjunioren Mannheim-Ludwigshafen am 27. September 2024 diskutierten Unternehmer Wolfgang Grupp (Trigema), Generation Z-Beraterin Yaël Meier (ZEAM) und Generationenforscher Dr. Rüdiger Maas (generation-thinking) über die Zukunft der Arbeit. Die Veranstaltung im John-Deere Forum in Mannheim stieß auf großes Interesse.
Ein junger Mitarbeiter der Generation Z möchte mobil aus Berlin arbeiten – für Unternehmer-Ikone Wolfgang Grupp unvorstellbar: „Wenn der nach Berlin geht, ist das eine Katastrophe, weil wenn ich ihn was fragen muss, dann ist er nicht da“. Generation Z-Erklärerin Yaël Meier blickt entspannter auf das mobile Arbeiten: „Solange die Leistung stimmt, ist mir egal, wann und wo jemand arbeitet“, so die Leiterin der 30-köpfigen Agentur ZEAM, die bereits zahlreiche Konzerne über die Generation Z aufgeklärt hat. Den über 400 Gästen der diesjährigen Podiumsdiskussion NEUDENKEN bot sich ein höflich ausgetragener Generationenkonflikt. Wissenschaftlich gerahmt wurde die Kontroverse durch Dr. Rüdiger Maas, der dem Thema bereits mehrere Bücher gewidmet hat (z.B. Maas (2024) „Generation arbeitsunfähig“). Bettina Eschbacher, Leiterin der Wirtschaftsredaktion des Mannheimer Morgens, moderierte durch den Abend. Vier-Tage-Woche, Sabbatical und Workation: Die Diskutanten stellten die Klischees über die „GenZ“, also die Arbeitnehmenden der Jahrgänge 1995 bis 2010, auf die Probe.
Dabei kamen sich die Diskussionsteilnehmer in vielen Punkten nahe. So z.B. beim Thema Wertschätzung: Meier nimmt in ihrer Altersgruppe ein starkes Bedürfnis wahr, sich ernst genommen zu fühlen. Um die junge Zielgruppe wirklich zu erreichen und zu verstehen, solle man mit ihr statt über sie sprechen, so die Gen Z-Expertin. Textilunternehmer Grupp betont, in seinem Unternehmen habe man die jungen Generationen schon immer geschätzt. Lob in der Betriebsfamilie sei wichtig, so Grupp. Gleichzeitig stellt er fest, dass die jüngere Generation vieles besser und schneller könne als die ältere, vor allem in der digitalen Welt.
„Wertschätzung will jeder Mensch, egal, wie alt er ist“ resümiert Maas mit dem Blick des Forschers. Früher hätte man einen Mangel an Wertschätzung bei der Arbeit eher erduldet, so Maas, da es an Alternativen gefehlt habe. Der heutige Fachkräftemangel erlaube der Generation Z jedoch Ansprüche zu stellen. Die schiere Zahl der Möglichkeiten, die der Generation Z offen stünden, führten allerdings auch zur Überforderung. Psychologe Maas spricht von der „Options-Depression“.
Eine Person aus der Generation Z, die heute in einem Job starte, werde stetig daran erinnert, dass es noch unzählige weitere attraktive Arbeitgeber gebe. Sobald die erste Schwierigkeit auftrete, komme sofort der Zweifel auf, ob es anderswo nicht besser sein könnte. Laut Umfrageergebnissen, die Yaël Meier anführt, erwägen 41 Prozent der Gen Z-Beschäftigten in den nächsten 12 Monaten ihren Arbeitgeber zu wechseln.
„Unser Nachwuchs ist eben so, wie wir ihn haben wollten“
Dr. Rüdiger Maas
Wie steht die junge Generation nun zur Arbeit? Maas erklärt, dass die Generation Z ein Spiegelbild unserer Gesellschaft sei. „Unser Nachwuchs ist eben so, wie wir ihn haben wollten“, so Maas „Jungen Menschen nun vorzuwerfen, bestimmte Dinge nicht zu machen, kann am Ende eine kontrafaktische Diskussion auslösen und dabei die eigene Mitverantwortung ausblenden.
Zahlreiche Fragen bestätigten das große Interesse des Publikums im vollbesetzten Forum des Landmaschinenherstellers John Deere.
Die Wirtschaftsjunioren Mannheim-Ludwigshafen e. V. richten das Format NEUDENKEN jährlich in Partnerschaft mit John Deere aus. Der Mannheimer Morgen unterstützte die Veranstaltung als Medienpartner. Zudem wurde die Veranstaltung gefördert durch die Kanzlei Rittershaus, die Versicherungsmakler Schulz & Partner, den Recyclinganbieter Schrott Wetzel und die Sozietät Thews & Thews.